. Der ORF hat jetzt mit der üblichen Verspätung von ein paar Jahren den Themenabend entdeckt - und versteckt ihn gekonnt im sonntäglichen Spätabendprogramm, wo von diesem Wochenendeende an immer ab Dreiundzwanzig Uhr Zwanzig zwei, drei oder vier Dokumentationen zu einem Thema gezeigt werden. Früher geht nicht, sagt die ORF-Hauptabteilungsleiterin und ehemalige Club 2-Moderatorin, weil gezielte Marktstudien hätten ergeben, "dass sich nur acht Prozent der Menschheit als Kulturinteressierte zu erkennen geben." Und an Kultur kann vieles interessant sein. Außerdem werde man nicht alle Interessierten gleichzeitig vor den Fernseher bekommen. Also ist die theoretische Reichweite theoretisch noch weiter begrenzt, als sie es durch die nackten Zahlen ohnehin schon ist. Also geht es nicht früher. Sagen halt, die Zahlen. Und dann schaut praktisch niemand zu, viel weniger noch als acht Prozent, weil es zu spät ist, weil am nächsten Tag Montag ist und man die Energie braucht, weil es anstrengend ist (das Aufbleiben, das Mitdenken), und die Zahlen haben Recht. Auf die Idee, Kultur so zu verpacken, dass sie auch jene packt, die nicht zur Minderheit gehören, kommt niemand im ORF. Und wenn doch, wird er oder sie garantiert daran gehindert, es umzusetzen.

Das (der Themenspätabend, nicht die Uhrzeit) ist auf den ersten Blick eine gute Idee. Aber ich bezweifle, dass es gut funktionieren wird. Denn die Filme werden ohne Einleitung, ohne Kontextualisierung, ohne Erklärung (des Themas, der Auswahl) aneinander gereiht. Blockabfertigung. Lose Bündel. Das schmeckt nach Langeweile. Starrheit. Trägheit. ORF halt. Gerade Themenabende könnte müsste man mit verschiedenen televisionären Stilmitteln aufpeppen: alten ZiB-Berichten, Reportagen, Interviews,...und natürlich Diskursionen. Club 2 halt.

Aber schaumer mal, wer zuviel raunzt hat auch verloren. Und die Dokumentationen sind wirklich gschmackig. (Detailliertes Programm für die ersten paar Wochen im Kommentar)

24, die erste staffel, gerade fertig gesehen. meine fingernägel haben sich ins nagelbett verkrochen, akute paranoia vor mir. zu recht. ich bin böse. 27 jahre habe ich es versteckt, ich bin ein guter schauspieler. aber bei den letzten 6, 7 folgen habe ich mein wahres gesicht gezeigt. in echtzeit. hehe. kurz: scheiße, das war spannend.

Ein mehr oder weniger sinnvoller Beitrag zur momentan täglich <a href=derstandard.at>an- und abschwellenden "Generationendebatte" über das angeblich fehlende Nachwuchsproduktionsengagement des Nachwuchses ist die Aufklärungsserie "Undressed - Wer mit wem?". Diese ist zur Zeit wochentags um 19.30 Uhr, also zeitgleich mit der Zeit im Bild und rechtzeitig vor dem Beginn der nächsten Party, auf ATV+ zu sehen.

In "Undressed" werden Schüler und Schülerinnen, Studenten und Studentinnen, Männer und Frauen auf das reduziert, was sie wohl sein sollen: potenzielle Partner zum Austausch überflüssiger Körperflüssigkeiten.

In überaus schlecht gespielten, nicht länger als einminütigen Szenen geht es nur darum, was triebgesteuerte, hormongebeutelte Jugendliche so treiben, wie sie es treiben, mit wem und warum bzw. warum nicht. Wirklich <a href=images.google.at>"undressed" ist dabei niemand zu sehen. Schwule und lesbische Annäherungen sowie die eine oder andere Extravaganz werden nicht sehr explizit angedeutet.

Das Leben drumherum wird konsequent ausgeblendet. Also auch die Frage nach dem besten Weg, sich persönlich die Pension zu sichern oder baldmöglichst in Frühpension geschickt zu werden, bleibt unbeantwortet: Die Kids von "Undressed" wollen einfach nur: ihren Spaß. Sexparty. Auszieh'n! Auszieh'n! Züpfi eini, Züpfi aussi, oba heit geht's rund, olé! Aber früher oder später platzt jedes Kondom.

JETZT: "Heiß & kalt - die Eisnacht im ZDF"

00.20 Wunderbare Welt Im Schatten der Gletscher

01.05 reiselust - Nunavut Im Land der Eskimos

01.55 Aufbruch ins russische Eis (1/2) Sibiriens wilde Seele

02.40 Aufbruch ins russische Eis (2/2) Geheimnisvolle Tundra

03.30 ZDF.reporter spezial Unter Null - Reportagen aus der Kälte

04.30 Eisbären - Herrscher der Arktis

04.45 Johann Lafer - Genießen auf italienisch Eis

und morgen: Bastel dir das Theo-Eis-Schirmchen!

Die Gewinnerin / der Gewinner in der Star Search-Kategorie "Music Act 10-15" erhält "einen Aktienfonds von Activest, einer der führenden Fondsgesellschaften auf dem deutschen Markt, in Höhe von 50.000 Euro." Das beste Model bekommt ein Shooting, der beste Comedian eine Pilotsendung, der beste Music Act 15+ einen Plattenvertrag, for the records.

Nachtrag: Aufschlussreich auch diese "Gewinninfo": Den Siegerinnen und Siegern - je einer pro Kategorie - winken Preise, die man sich für kein Geld der Welt kaufen kann...

godards "masculin-féminin", heute nacht, 1:35, zdf.

...und ich schaff es noch immer nicht, den videorekorder zu programmieren.

Gerald Reischl tritt jeden Dienstag in "Willkommen Österreich" den Beweis an: Man muss seine Muttersprache nicht ständig parat haben, um Journalist oder Buchautor zu sein. 57 Grammatikfehler, Versprecher und Verbauslassungen in vier Minuten machen den Internet-Insider zum absoluten Pflichtprogramm.