chez del - hat star wars iii gesehen
6. April 2002 um 20:04:03 MESZh

Tiefer!

Die gestern an dieser Stelle zum xxxten Male diagnostizierte Enttabuisierung der Fernsehgesellschaft ist natürlich noch nicht abgeschlossen: Die sprachlichen und bildlichen Schamgrenzen wandern ständig weiter nach unten, und wenn du glaubst, tiefer gehts nimmer, zapp, siehst du in "Blitz" auf Sat 1 zwischen 19 und 20 Uhr zehn Minuten lang nackte Brüste, die, von ihren Besitzerinnen als zu mickrig erachtet, mit Saugpumpen und Wachstumscremen bearbeitet werden. Ich persönlich finde das ja eigentlich nicht schlecht: Ich sehe gerne nackte Brüste, und Kinder, um deren Entwicklung ich mir Sorgen machen könnte, kenne ich keine. Doch ich merke eine gewisse wachsende Gleichgültigkeit gegenüber nackten Brüsten, die ich früher, als ich ihrer noch nicht so oft ansichtig wurde, nicht kannte: Brüste waren etwas Heiliges, (lange Zeit) Unangreifbares, hach, Brüste, das schönste Geschenk der Natur. Aber wenn dauernd von Brüsten zu hören ist, immer öfter Brüste zu sehen sind, dann werden Brüste bald so alltäglich wie Nasen. Wen interessieren schon Nasen?! Früher waren TV-Nasen vielleicht noch was Spannendes. Als die ersten Nasenhaareschneider auf den Markt kamen, oder Schönheitschirurgie statt am Beispiel "Brüste" am Beispiel "Nase" demonstriert wurde, zum Beispiel. Heute ist die Nase out. Ich denke, auch die Tage der Brüste sind gezählt. Und ich frage mich, ob uns wohl eine televisionäre Vaginalphase bevorsteht.

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5. April 2002 um 00:45:30 MESZh

Perverses Lachen

Wir leben ja heute - wer hat Lust, es zu bezweifeln? - in einer insbesondere sexuell schizophrenen Gesellschaft: Dem biedermeierischen Rückzug ins privat Eingemachte steht der Druck der Öffentlichkeit gegenüber, klarzustellen, wie man und frau es wo wie oft mit wem und mit welchem Grad an (Un-)Lust treiben. Schweigen wird als Anzeichen für Perversion interpretiert; Humorlosigkeit als Perversion.

Dies ist zweifellos unter anderem das Ergebnis der globalen (sexuellen) "Revolution" von 1968, der es ja primär gegen die Verstockung und Verstopfung der Gesellschaft ging. In Österreich wurde diese Wut übrigens dergestalt ausgelebt, dass manche Künstler öffentlich gaga machten. [Diese Verkindlichung des Fäkal-Begriffes meinerseits zeigt in gewisser Hinsicht, dass noch nicht alle Tabus gebrochen sind.]

Jürgen von der Lippe ist vermutlich ein echter ´68er: Damals 20 Jahre alt, dürfte er fasziniert gewesen sein von seiner "Befreiung". Dass er ein Blumenkind ist, zeigte außerdem nicht nur jenes heftige Hawaiihemd, das er Mittwochs in seiner neuen Sat-1-Comedy-Sendung "Hart und heftig" trug: Hinzu kamen unzählige pseudoharte Kalauer über (Oral-)Sex wie "Auch wenn die Frau nicht scheiße [ts, ts] drauf ist: Ich hätte trotzdem Angst: Stellt euch vor, die muss niesen!" Ja, und lacht!

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26. März 2002 um 23:21:09 MEZh

Paranoia

Verschwörungstheorien sind eine seltsame, aber lustige Art, Zeit zu vertreiben. Die Kunst des Verschwörungstheoretisierens liegt darin, Gegebenes zu hinterfragen und mit Fantasie zu antworten, etwa: Warum regiert Geld die Welt? Weil in dem Papier und den Legierungen der Münzen kleine Elektromagneten eingebaut sind, deren Schwingungen unsere Hirnsynapsen derart beeinflussen, dass wir ständig an Geld denken müssen. So ist das. Oder: Warum sind Hunde unsere besten Freunde? Nun, irgendwann tauschten ein paar Wölfe ihr freies Leben als Raub- und Rudeltier gegen ein Dasein als willige Gefährten steinzeitlicher Höhlenbewohner ein. Es handelte sich um eine „geplante Verschwörung , die darauf abzielte, sich die sozialen Netze eines anderen Lebewesens zum eigenen Nutzen zu machen“ (© ORF-On). Ganz einfach. Wer das nicht glaubt, hätte sich am Dienstag „Universum: Die Hundeverschwörung – Wie der Wolf auf den Menschen kam“ meiner Ansicht nach nicht ansehen müssen. Denn die als tierische X-Akte getarnte Dokumentation entpuppte sich als 45-minütiger Werbefilm über den besten Freund und Helfer des Menschen: Putzige Welpen, treue Wachhunde, brave Jagdhunde, schnelle Hundeschlittenhunde, wilde Wölfe waren zu sehen, witzig in Szene gesetzt. Man sah jedoch keine diskutierenden, Pläne schmiedenden Wölfe oder zumindest dozierende, diese seltsame Evolution erklärende Wissenschafter. Der Gedanke drängte sich am Ende auf, dass die Sache mit der Hundeverschwörung nur eine Finte war, um uns aufmerksam zu machen, um uns abzulenken. Wovon?

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26. März 2002 um 21:49:00 MEZh

Oscar 2002/2

Nochmal Oscar: die Highlights der Zeremonie auf ORF 1. Im Gegensatz zum fünfeinhalbstündigen nächtlichen Live-Marathon im Originalton eineinhalb Stunden lang "Best of" im Zweikanalton. Zweikanalton ist eine nicht mehr neue, dennoch viel zu selten eingesetzte, wunderbare Erfindung; sie erlaubt es dem Zuseher, zwischen zwei Sprachformaten zu zappen! Das Bild bleibt dabei dasselbe, nur der Ton ändert sich auf Knopfdruck. So kamen die Emotionen bei den Oscar-Highlights auf dem einen Kanal ohne, auf dem anderen mit Übersetzung daher.

Weil ich ein Fauler bin und das Ganze schon original gehört & gesehen hatte, wählte ich die mit deutschen Stimmen überlagerte Version der zelebrierten Selbstliebe. Und war ganz distanzierter Beobachter: Halle Berrys (einstudierter) Gefühlsausbruch kam mir dank der deutschen, als neutrale Übersetzung getarnten Kommentierung lächerlich vor; in der Nacht davor war ich noch kurz vorm Mitweinen gewesen.

Was bedeutet das? Hmmm.

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25. März 2002 um 15:33:02 MEZh

Oscar 2002

Wir Freunde des Glamurösen hatten es pro7 zu verdanken, dass in der Nacht auf gestern nicht an Schlaf zu denken, sondern davon tagzuträumen war, wem man danken würde. Ich bedanke mich bei Steven Gätjen und Susann Attwell. Die beiden moderierten die Pre-Show auf Pro7. Susann saß im Studio und vermittelte zwischen den Werbeunterbrechungen und Steven, der beim roten Teppich stand und Stars mit sinnlosen Fragen quälte. Beide (unter)hielten preiswürdig munter und bei Laune. Er zum Beispiel: „Hier bei mir ist Baz Luhrmann, das Genie, gemeinsam mit meiner Frau.“ Oder sie: „Los Angeles…keine andere Stadt ist so eng mit Hollywood verbunden.“ Oder er: „Hier bei mir ist Kate Winslett…nominiert für Iris, in der sie eine wichtige Rolle spielt“. Oder sie: „Die Oscar-Zeremonie zu moderieren, das ist eine Ehre, die nur ganz, ganz wenigen Stars zuteil wird.“ Oder er: „Seine Frau ist gerade in Australien. Als sie von seiner Nominierung erfuhr, verletzte sie sich. Es dauerte eine Weile, bis er wieder mit ihr sprechen konnte.“ Oder sie: „Alle Stars sind heute abend hier: Russel Crowe, Halle Berry.“ Oder er, Sandra Bullock (auf englisch) interviewend: „Haben Sie für die Party mitgebracht Ihre deutsche Kassette mit deutschen Liedern von deutschen Rockbands? Sie sprechen doch deutsch!“ Sandra Bullock: „Warum sollte ich?“ Er: „Weil sie großartig sind!“ Danke!

Gut für uns Freunde des Originaltons war, dass Pro7 wenig Geld in die Marathonübertragung steckte. So gab es keine Simultanübersetzung. Das führte zwar dazu, dass Steven Gätjen seine Interviews nach den Interviews zusammenfasste, wie es ihm passte, doch das war nur ein Grund mehr, zu lachen.

Die beiden Ehrenoscars (für Sidney Portier und Robert Redford) waren ergreifende Minuten: Die Zusammenschnitte ihres Lebens sowie die beiden Reden betreffend. Heroes they are.

Die Hommage an die Filmstadt New York, zusammengeschnitten von Nora Ephron und einmoderiert von Woody Allen (!) war, man muss es zugeben, auch faszinierend und rührend. So viele gute Filme gibt es...so viele davon entstanden/spielen in NY.

Whoopie Goldberg: Souverän, frech und witzig wie immer.

Halle Berry: Ich glaube ihr, im Gegensatz zu Virgil Widrich, der übrigens keinen Oscar gewann, dass sie zutiefst ergriffen war. Von sich selbst zwar, aber egal. Robert REdford brachte es auf den Punkt, als er in seiner Rede über den Sinn von Kunst und Film sagte: "All this will probably be forgotten in one week or two. Except for those whose work is being honored tonight, it's one of the most important day in their lives." Und wir waren live dabei...juhu!

Bester Film und beste Regie: A Beautiful Mind. Typisch streitbare Konsens-Entscheidung der Academy. Bester Schauspieler: Denzel Washington. Zeit wurde es. Nun muss ich mir Training Day doch noch anschaun. Bestes Lied: Randy Newman. Nach 15 Nominierungen (!!!) endlich der erste Oscar für den großen Zyniker, Komponisten und Songwriter.

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A few years ago, some music festivals seemed to reflect a world that was increasingly organized around obsessive fan Web sites. Like-minded listeners were forming micro-communities online, and you would...
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by del (21.04.05, 13:21)
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. phil neues aus der Gumpendorferstraße - garantiert 100 % aprilscherzfrei. FRÜHSTÜCK! Es stehen folgende Menüs zur Wahl: Frühstückspensionsfrühstück feat. Melange, Schinken, Käse, Landei, Marmelade, Butter, zwei Semmeln um 6,8 Italienisches Frühstück feat. Cappuccino, Salami,...
by del (01.04.05, 11:36)
. heute die metallica-doku gekauft. in der metro.
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by del (09.03.05, 01:28)
. Bier statt stilles Wasser, Alltags-Texte statt hermetischer Lyrik - das kam auch bei Leuten an, die bei Buchhandlungs-Lesungen vor Langeweile vom Klappstuhl kippten. ... Plötzlich ging man nicht mehr "zu einer Lesung",...
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by del (25.02.05, 23:28)
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. Bevor wir zu den philspezifischen Neuigkeiten kommen eine pressierende Mitteilung aus dem Möbeldepartment: bananasfiftiesmaskenball im espresso burggasse 59 > fr.25.feb (HEUTE!)> ab 19 uhr bartausgabe > freibierfass > begrüssungsschaumwein > live...
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