rieli-titi-wi geht weiter, das war sowieso klar: es wird spektakulärer, geiler, thrilliger, runningmaniger: "Mission: Germany" auf pro7, ab samstag, 18 uhr: 3 vollidioten auf der flucht vor dem fernsehpublikum. raus aus dem passiven voyeurismus, rein in die abtastung der umwelt: interagiere mit deinem sender und finde, wen wir suchen! kriegst auch eine belohnung dafür!

medienwächter regen sich auf (wegen der uhrzeit...siehe auch hier) , verschaffen dem sender quote. "Produzent Otto Steiner von der Firma Kirch Media Entertainment [!] weist jedoch alle Bedenken zurück." dennoch wird das ganze ein erfolg, wird das prinzip nachgeahmt und weiter verschärft werden. also, wann gehts um leben und tod? wann fällt das tabu? ich sage: vor 2010. wer setzt dagegen oder einen drauf?

nachtrag 1: offenbar keiner. also wette ich gegen mich selbst. wenn ich gewinne muss ich mich nicht als kandidat melden.

nachtrag 2: die moderatorin von "mission:germany" fühlte sich bei der zweiten (ver)folge am heutigen sonntag - zwei tage nach dem massaker in der erfurter schule - bemüßigt, mit bedrückter stimme und hängenden mundwinkeln auf das mitleid aller beteiligten hinzuweisen. tja, wirklich schlechtes timing. danach fügte sie noch hinzu bzw. betonte sie, schon wieder etwas lächelnd, "dass 'mission: germany' keine menschenjagd ist, sondern ein spiel"...bei dem definitiv menschen gejagt werden. die drei "agenten" gestanden erste anflüge von paranoia; ihr "ausbildner" riet den verfolgern (also uns), zum beispiel als menschenkette wälder zu durchkämmen: so steigt die wahrscheinlichkeit, sie zu finden.

nachtrag 3: published version

Auf der Jagd

Am Samstag startete also - wie berichtet - die Ekel erregende Realitäts-Inszenierung "Mission:Germany", in der drei junge Verrückte (so genannte "Agenten") ein Monat lang quer durch Deutschland auf der Flucht sind - vor den Zuschauern (so genannten "Verfolgern") und deren Videokameras: Ein Schuss zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit dem richtigen Zielobjekt bringt sage und schreibe 5000 Eier!

Nun tja, so was nennt man wohl schlechtes Timing oder Pech oder Zufall: Am Tag vor dem Startschuss verwandelte sich ein junger Sport- in einen erbarmungslosen Todesschützen, richtete ein "historisches" Blutbad an und anschließend sich selbst. Schnell wurde öffentlich und gemutmaßt: Er war intensiver Nutzer der drei bösen Abkürzungen (TV, PC, CD).

Natürlich saß der Schock bei einer ganzen Fernsehnation derart tief, dass - sogar bis ins Wochenende hinein - nicht einmal Fernsehen so richtig Spaß machte. Also sah sich die schwitzende Moderatorin zu Beginn der zweiten (Ver)Folge am Sonntag beauftragt, mit bedrückter Stimme auf das Mitleid aller an "Mission:Germany" Beteiligten für alle an "Tod in der Schule" Beteiligten hinzuweisen. Danach fügte sie, schon wieder etwas verschmitzt lächelnd hinzu, "dass Mission:Germany' natürlich keine Menschenjagd ist, sondern ein Spiel"...bei dem jedoch zweifellos Menschen gejagt werden...aber nur zum Spaß...ohne Konsequenzen...für ein paar Euros mehr...ohne Pumpguns...mit Videokameras.