. "Überhaupt ist es [...] die interessanteste aller Fragen, wie sich die Band durch ihre verschiedenen Mitglieder gewandelt hat." Nein, meine liebe Spex-Tante, das ist nicht die interessanteste aller Fragen im Kontext zu Blumfeld. Das ist sogar eine der überhaupt uninteressantesten. Und dennoch konzentriert sie sich im großen Spex-Interview von, ähm, Anfang September hauptsätzlich auf die Umbesetzungen. Ich jedoch frage mich: Wie kann man in angstvollen und beängstigenden Zeiten (Krieg, Rezession, DSDS, Gewalt in Videospielen, Atombombe, usw) solch ein ehrliches, ehrbares, rücksichtsloses und poetisches Antidepressivum aufnehmen? Mögliche Antwort: Man kann. Aber kann man es auch hören wollen? Keine weiteren Fragen.

Super. Österreich spielt mit dem "FM4 Frequency Festival" auch endlich in der Champions League für überdimensionierte Massenveranstaltungen mit. Heimische Rock- und Popfans müssen also nicht mehr nach Deutschland, Holland oder Spanien fahren, wo im Sommer praktisch jedes Wochenende irgendwo 50.000 Menschen zusammenkommen, um miteinander für ein paar Tage die Welt auszublenden, die beste Musik der Gegenwart hautnah und ohrenbetäubend zu erleben, sowie in Mobilklos über Muscheln zu hockerln. Wie gesagt, sie müssen nicht. Aber sie sollten. Denn die Südkurve des Salzburgrings war am vergangenen Donnerstag und Freitag hoffnungslos überfüllt, und genügend Mobilklos gab es auch nicht.

Was heißt "genügend"? Die Anzahl der aufgestellten Ausscheidungsstationen war ein Hohn. Auf dem hintersten Campingplatz, wie alle Felder rund um das Gelände gerammelt voll, warteten zehn mickrige Hütterl auf geschätzte zehntausend Blasen. Zum Glück war nebenan ein kleines Wäldchen. Aber auch auf dem Festivalgelände selbst war die Lulusituation nicht besser. Wenigstens gab es genug Zäune, an die sich das stehend entleerende Geschlecht wenden konnte. Kein schöner Anblick.

Aber der Mensch ist ein sagenhaft talentiertes Tier, wenn es darum geht, über Widrigkeiten hinwegzusehen: Pinkelt da einer? Lass ihn. Bei der Anfahrt drei Stunden im Stau stehen? Ja, was soll man machen. Vier Euro für ein paar Löffel Reis? Man muss ja was essen. Abgesehen von 120 Bierbänken keine Sitzgelegenheiten? 120 sind mehr als 110. Nur ein Eingang voller überforderter und gereizter Sicherheitskräfte? Naja, wenigstens gibt es Sicherheitskräfte. Beziehungsweise: Zum Glück wurden diese kaum gebraucht.

Es grenzt an ein Wunder, dass keine Panik auftrat, als sich am Donnerstag Massen durch das Nadelöhr zwischen Nebenbühne und Verpflegungsstationen zwängen mussten. Am noch volleren Freitag waren die Fressstandeln Gott sei Dank aus dem Weg geräumt. So kam es nur auf den wenigen Aufgängen zur Hauptbühne zu unschönen Szenen, bei den Zäunen. Details werden hier ausgelassen.

Die Besucher trugen all das mit bewundernswerter Fassung. Glücklich haben die Wenigsten aus der noch dazu verregneten Wäsche geschaut. Aber niemand hat seinen angestauten und angetrunkenen Aggressionen Auslauf gelassen. Sich in der friedlichen Gelassenheit von mehr als 40.000 Menschen treiben zu lassen und auch großartige Musik zu hören machten das Abenteuer "Frequency" in Summe doch zu einem recht schönen, unvergessenen Erlebnis. Aber super war es nicht.

damit hier sehr gut:

Ralph Myerz and the Jack Herren Band: "Think Twice" (as qt-video). entspanntester retro-schmuuf aus dem kleinen norwegischen bergen (bekannt durch röyksopp, die kings of convenience und per wollebaeck).

Calexico - "Alone Again or" (as rm-audio). bei diesem wunderbar frischen instant-klassiker geht die sonne auf, und nach drei minuten wieder unter. kommt einem deswegen so bekannt vor, weil es a) eine coverversion von "arthur lee and love’s" klassiker ist und b) wie ein alter calexico-klassiker klingt.

Cinematic Orchestra - "Man With The Movie Camera" (as rm-video). ein veritabler electroclash: vertovs bilder, neu vertont.

nachtrag: <a href=www.glitterhouse.com>im glitterhouse ist die dvd bereits versandfertig. die stolzen 29 euro sollten es wert sein.

bobby de niro liest uns das manifest der kommunistischen partei.

passend dazu eine smoothene happy-60s-nummer aus 365 days: the economic rock & roll band - understanding marx (<a href=www.otisfodder.com>mp3)

yip, calexico spielen heuer noch ein drittes mal (1., <a href=www.wiesen.at2.) in österreich: am 17. 8. im alten sch8hof wels!

<a href=www.spex.de>Schbex, RohlingStone, 'Piegel,...gab's schon mal so eine Lobeshymnen-Übereinstimmung wie jetzt bei Adam Greens "Friends Of Mine". Ob da was dran ist?

Weitere Alben, die aufs Auschecken warten:

Herberts Big Band Hot Hot Heat The Robocop Kraus Cat Power Ibrahim Ferrer Grandaddy Polyphonic Spree

bastel' dir deinen eigenen radiohead-klangkörper: hier gibt's 52, zum teil natürlich ziemlich kaputte, loops zum spielen. apropos: wenn man bei "i might be wrong" den rechten kanal löscht, und den linken kanal um einen takt (ca. 1,38) zeitversetzt auf den rechten kanal rüberkopiert, ergibt das erstaunlich homogenes:

might be wrong (audio/mpeg, 1.000 KB)

might be wrong 2 (audio/mpeg, 1.022 KB)

definitely wrong: kritiker, die radiohead stagnation vorwerfen. ( *). ja, "hail to the thief" klingt wie radiohead. nein, man ist nach dem ersten hören nicht verstört. ja, thom yorke klingt manchmal wie eine abgestochene ente. nein, für die kid rocks dieser welt ist das nichts. ja und?

and watch more radiohead.tv!