polizeikordon 1 - nicht im bild, rechts außen: der geschichtsträchtige, skandalumwobene und erst neulich umstrittene heldenplatz, bevölkert von ein paar hundert mitgliedern schlagender burschenschaften, priestern und fpö-abgeordneten; offizieller anlass: das gedenken an die toten des zweiten weltkrieges; inoffiziell wurde - so wurde lautstark gemunkelt - wg. der großdeutschen kriegsniederlage getrauert. deshalb: polizeikordon 2 - nicht im bild, ebenfalls rechts außen: 3 bis 6000 "linke gutmenschen", die diese veranstaltung inklusive kranzniederlegung und fackelzug nicht einfach hinnehmen konnten oder wollten. zum zeichen des protestes wurden ein paar hundert meter marschiert, bis man beim "fest der demokratie" ankam, einer von spö und grünen organisierten gegenveranstaltung. dort verlief man sich schnell, man hatte seine schuldigkeit getan, übrigens völlig friedlich.

auf dem nachhauseradweg vom "fest der demokratie" ein zwischenstopp hinter der hofburg. erhitzte diskussionen über geschichtsverfälschung, die ausländerproblematik, moral und wahrheit. ein doktor der geschichte betrieb verleugnung und verfälschung ("der russland-feldzug war eine präventivmaßnahme"), ein wirtschaftsinformatiker im ersten semester erwies sich als moralische instanz, ein seine unsicherheit durch rhetorik überspielender bewohner eines immigrantenhauses ("seit 37 jahren...") warf der hochmütigen jugend selektive wahrnehmung und den islamisten politisierung vor. ich hielt die meiste zeit den mund - im grunde begeistert von so viel emotion und sprachlos vor so viel welt(v)erklärung. eine demokratie hat das auzuhalten, primär. eine gute demokratie hat das viel öfter und intensiver auszuhalten, eigentlich.