chez del - hat star wars iii gesehen
Donnerstag, 22. Mai 2003
22. Mai 2003 um 13:28:29 MESZh

Das Moloko-Konzert gestern im Wuk war auch keine Offenbarung. Es war beileibe nicht schlecht, aber richtig gut war es auch nicht. Vielleicht liegt das daran, dass ich nie eine wirkliche Beziehung zu der Band gehabt habe: Die Alben haben mich immer kalt gelassen. Also warum sollte ich gerade live ein anderes Gefühl bekommen? Andererseits: Warum nicht? Sind nicht genau dazu Konzerte da: Ein anderes, intensiveres Gefühl für, von und durch Musik zu bekommen? Der Auftritt hatte jedenfalls einige Längen und Hänger. "The Only Ones" wirkte - nach dem funky "The Time is Now" - wie eine Schlaftablette von Belinda Carlyle. Oft haben die Lieder auch allzu beliebig gewirkt - nach fünf, sechs Minuten gefälliger Rhythmen wars dann halt aus. Und Roisin Murphy konnte der Musik nie ihren Stempel aufdrücken wie von CD gewohnt. Ob ihr dazu Durchsetzungsvermögen oder ein guter Soundtechniker fehlt weiß ich nicht. Bemüht hat sie sich jedenfalls, das kann man ihr nicht absprechen, vor allem körperlich: Die Gute ist eine super Go-Go-Tänzerin: gleichzeitig bitchy und glamerous, eine Mischung aus Madonna von vor zehn Jahren mit zehn Kilo mehr, Marianne Faithfull und Joan Collins, nur mit etwas weniger Austtrahlung als die drei, wie soll ich sagen: etwas plump? Na, das ist ungerecht. Aber trifft meine Empfindung ganz gut. Ihre fünf "Boys" waren überraschend zurückhaltend - wenn man, wie ich, durch die CDs eine extravagante, ausgeflippte, pervers angehauchte Vorstellung von Moloko hat: Bass, Gitarre, Synthies und Schlagzeug wurden relativ unspektakulär. Nur Keyboarder Eddie, mit seiner Melone ein kleiner Urenkel von Charlie Chaplin, hat lustige grimassen geschnitten und ist einmal sogar auf eine seienr acht Tastaturen gehüpft, so auf Jerry Lee Lewis. Ansonsten hat er nur sehr lässig geraucht. Ich bin sicher die meisten haben gedacht, Eddie sei die zweite offizielle Moloko-Hälfte, weil er doch ziemlich im Vordergrund war und mit Roisin heiße Blicke und ein paar Strophen geteilt hat. Doch der wahre Moloko-Producer Marc Brydon war am Bass und dabei ziemlich unauffällig. Die fünf spielten jedenfalls gefällig und oft funky, es gab ein paar spektakuläre, rhythmisch abgehakte Molokomomente, aber dann wieder uferten manche Songs eben in Richtung Beliebigkeit und Langeweile aus. Oft haben sie es auch einfach nicht geschafft, den Breitwandsound der CDs zu generieren, aber das ist ja oft so. Im Idealfall wird das ausgeglichen durch Spielfreude, Variantenreichtum, Virtuosität - an diesem Abend aber leider nicht oft. In die Beine ist das natürlich trotzdem gegangen, denn die Rhythmen sind ja nicht schlecht. Aber nach 5, 6 Minuten denkt man nicht mehr daran, dass es aufhören könnte, dass es nur ein lied ist. man wünscht sich, dass die Lieder in einander übergehen, Roisin Murphy weiter tanzen und ihre Stimme von Band kommen möge.

Aber die Zugaben, die waren super: Das Quasi-Portishead-Stück vom neuen Album, "(It's all) Over and Over" und der zehnminütige Live-Remix von "Singd it back": So machts Sinn!

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