chez del - hat star wars iii gesehen |
Dienstag, 11. Februar 2003
11. Februar 2003 um 18:58:58 MEZh
del hatte folgendes mitzuteilen pruefung.txt
pruefung.txt 02 "Seit der Erfindung der Fotografie vor ca. 150 Jahren gibt es also eine Krise des Originals, die heute gleichzeitig als eine Krise der Moderne definiert wird. Die Postmoderne wird verstanden als eine versuchte Überwindung der Problematik des Originals und der damit verbundenen Begriffe. [...] Im Subjekt des Künstlers verhandelt sich heute, was dereinst beim Kunstwerk die Krise des Originals genannt wurde. Die Krise des Originals auf der Ebene des Objekts, die Krise der Aura, interessiert nur noch akademische Streber. Die Frage nach dem Original ist heute die Frage bzw. die Suche nach dem Autor. So können wir einen berühmten Titel paraphrasieren und sagen, der Weg geht vom Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit zum Künstler im Zeitalter seiner digitalen und gentechnischen Reproduzierbarkeit. Was für das klassische Kunstwerk die mechanische Bildmaschine, die Fotografie, an Herausforderung und Transformation bedeutete und an deren Folgen wir bis heute, nach 150 Jahren, uns noch immer abarbeiten, wird die nächsten 100 Jahre der digitale Computer als intelligente Maschine für den Künstler an Herausforderung und Transformation bedeuten. Das Subjekt des Künstlers in seinen historischen Erscheinungsformen scheint der nächste Schritt in der Ära der Absenz zu sein. [...] Der Auflösung des Objektes entspricht bei Pessoa erstmals in klarer Absicht die Auflösung der Identität. Substitution, Projektion, Aneignung und Vervielfältigung sind bei ihm Operationen nicht über dem Objektbereich, sondern auf der Subjektebene. Aus dem Titel einer Erzählung von Giovanni Papini, "Der Spiegel auf der Flucht. Spiegelfluchten", kann man andeutungsweise erkennen, worum es geht: der Zwanz zur Identität wird untergraben, das Joch der Identität gebrochen, um andere Ereignisse in Raum und Zeit, um andere Räume und Zeiten zu erleben, um sein Erleben und sein Begehren über die sozialen Schranken der Ich-Konstruktionen zu erheben. [...] Die Position des Subjekts als Konsument drückt sich in der Emphase der Konsumartikel aus. Das postmoderne Subjekt idealisiert und identifiziert sich mit dem Konsumartikel, dem postmodernen Ding par excellence, dessen Ambivalenz aber geopfert wird. Es entstehen narzisstische Objekte, fast autistische, in Korrelation zum autistischen Ich-Syndrom des postmodernen Subjekts. Der "Erpressung zur Identität" (J. Baudrillard) wird nachgegeben und größtmögliche Selbstähnlichkeit wird begehrt. Eine Schleife entsteht, wo genossen wird, wozu wir gezwungen werden zu sein, wo genossen wird, dass wir gezwungen werden, wir selbst zu sein. Keine Klage mehr darüber, dass die Wirklichkeit simuliert wird und das Ich fiktiv ist, sondern Fiktion und Simulation werden genossen und perfektioniert. Kunst nimmt hier bereits Methoden des Clonings an. [...] Der Konsument als Subjekt reduziert das Individuum. Dieses sieht sich in der GEsellschaft des Spätkapitalismus einer großen Frequenz bzw. Bandbreite von Subjektpositionen gegenüber. Angesichts der von der GEsellschaft angebotenen zahllosen Subjektpositionen verwandelt sich das Individuum in ein positionales Subjekt. Es durchläuft im Laufe der Jahre verschiedene Positionen. Einmal erlebt es sich als Adressat von Jugendwerbung, später als Adressat von Autowerbung, etc. Das Individuum erfährt sich als eine Abfolge von Subjekt-Positionen und Subjekt-Angeboten der Gesellschaft, die es wählen oder ablehnen kann. [Dies ist] die Praxis der Selbstverwirklichung im heutigen Spätkapitalismus [...] Erzwungene und zufällige soziale Identität, sexuelle Identität, ethnische Identität wird legitimiert mit dem Verweis auf Ursprung, Natur, Ontologie. Das Spiel von Science-Fiction und das Spiel der Kunst mit fiktiven Identitäten dient dazu, die sogenannten natürlichen Identitäten als sozial konstruierte zu entlarven, die als künstliche auch veränderbar sind. Das macht ihren "virtuellen" Charakter aus. Die Rebellion gegen Original und Identität in der Literatur und Kunst des 20. Jahrhunderts, im Jahrhundert der Multiples und der Pseudonyme, ist der Versuch, aus dem Gefängnis der Gesellschaft, dem Zwang des Staates auszubrechen, aus der vom Sozialen diktierten Ontologie. So wie das Werk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit des Originals verlustig geht, so ist der Name für das Subjekt im Zeitalter seiner künstlichen bzw. technischen Reproduzierbarkeit in der digitalen Ära: 'terminale Identität'." Peter Weibel: Digitale Doubles, in: Iglhaut/Rötzer/Schweeger (Hg.): "Illusion und Simulation. begegnung mit der Realität. Symposion", 1995
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