. Einschlafen. Schlaganfall im Schlaf. Nicht mehr aufwachen. Wenn sie nicht im Krankenhaus gelegen wäre, wäre sie, wie es so schön heißt, nur noch tot aufgefunden worden. So aber schlugen die Schwestern Alarm, als sie sie nicht wecken konnten. Die Ärzte taten ihre Pflicht, erhielten den Körper noch ein paar Tage am Leben. Vergangene Nacht wolte sie nicht mehr, endgültig. Sie musste zwei ihrer vier Kinder überleben. Sie hat so viel überlebt. Jetzt hat es sich ausgelebt. Sie wollte nicht mehr, das hat sie auch gesagt., immer wieder. Wozu auch? Alles hat weh getan. Die Beine, zu bizarren Gewebebergen angeschwollen. Die Finger, kaum noch zu bewegen. Der eine Lungenflügel, zu schwach, um einen Koloss wie sie zu versorgen. Der Kehlkopf, durch die Tumoroperation zu sehr in Mitleidenschaft gezogen. Die Augen, vernebelt - und doch vor kurzem erst operiert. (Ihre ersten Worte danach waren, angesichts ihres Spiegelbildes: Mah, bin ich alt geworden. Der zweite Satz, angesichts meiner Mutter: Du aber auch.) Das Herz, völlig am Ende. Dazu die Einsamkeit einer Frau, die trotz allem bis zum Ende kein Pflegeheim von innen gesehen hat; die nichts mehr zu erwarten hatte, nichts mehr erwarten wollte, nichts mehr erwarten konnte, vom Leben. Mach's gut, Omi. Ich hätte mich gerne von dir verabschiedet. Es tut mir leid, dass ich nicht mehr angerufen habe. Ich hoffe du bist jetzt glücklich, ohne diesen Körper. Danke. -