Von einem Calexico-Konzert zu erzählen, ist herrlich: Nirgendwo sonst lässt sich heutzutage ungenierter in den Schmalztopf leinwandfüllender Klischees eintauchen, ohne peinlich zu werden. Ein Satz wie: "Calexico entführen ihr Publikum in die erdrückende Weite des amerikanisch-mexikanischen Grenzlandes, in der es vor Sonnenuntergängen, Kakteen und Tequila nur so wimmelt", kann schnell übertrieben wirken und nach Ramazzotti schmecken. Sie wissen schon: Die taktische Befriedigung mitteleuropäischer Sehnsüchte nach dem malerischen, ausgelassenen und leidenschaftlichen, flirrenden, kargen, romantischen Leben im Süden. Ramazzotti halt. Morricone. Sergio Leone. Latin-Jazz. Jose Feliciano auch. Und California Dreaming vs. Fiesta Mexicana. Ergibt in etwa Calexico. Olé. Die sechsköpfige Band aus Tucson, Arizona macht sich also in diesen Bildern breit, seit vier konstant hochwertigen Alben. Montag und Dienstag demonstrierten sie in der beide Male restlos ausverkauften und bebenden Szene Wien, wie sich die Wüste live anhört und anfühlt. Soweit die Klischees. Jetzt die Wahrheit unter dem Wüstensand: Calexico sind äußerst virtuose, nachdenkliche Musiker. Sänger/Gitarrist Joey Burns (der aussieht wie Jim Carreys braver Bruder) ist ein Meister der Westerngitarre, sei es die akustische, sei es die elektrische. Blutsbruder/Schlagzeuger John Convertiono interpunktiert Burns' Gitarrenharmonien mit präzisen, direkt ins Blut gehenden Rhythmen. Die Pedal-Steel-Gitarre, der Kontra-Bass, die beiden Trompeten und ab und zu ein Xylophon vervollständigen die Soundkulisse. Innerhalb dieser Kulisse variierten Calexico auf umwerfend raffinierte Weise in puncto Geschwindigkeit, Intensität und Tonart, sodass die meisten nicht anders konnten, als in den Pausen wie Wölfe zu heulen. Wüstenfüchse heulen ja nicht, oder? Ein Bonuspluspunkt: Die beiden Konzerte waren wie Tag und Nacht, also ganz anders, aber doch jeweils sehr mitreißend und ergreifend. Calexico schöpften aus ihrem gesamten Repertoire und hatten selbst Spaß daran . Das ist natürlich auch so ein Klischee. Aber wenn's stimmt ... PS: Calexico gastieren heuer noch einmal in Österreich, und zwar am 18. Juli im Rahmen des dreitägigen Jazzfestes in <a href=www.wiesen.at>Wiesen. (+ Isaac Hayes. Diana Krall. Ibrahim Ferrer. Moloko. Morcheeba. Herbie Hancock. Kosheen. International Pony. etc)